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Mittwoch, 18. November 2015

Die zwei Seiten der Freundschaft zwischen Johann und Ludwig: Zweisamkeit und Gegenrealität

(1) Die Entwicklung der Zweisamkeit
Im Laufe der Jahre wird die Freundschaft zwischen Johann und Ludwig immer intensiver. Untersucht diese Entwicklung, fassen Sie die wichtigsten Ereignisse in Listenform zusammen (mit Seitenangabe) und ordnen Sie sie chronologisch.

- Ludwig ruft dreimal hintereinander bei Johann an und lädt ihn zu sich ein (19-22)
- die erste Mutprobe auf der Brücke im Rahmen des ersten Treffens (25-27)
- das tote Mädchen fällt vom Himmel, damit beginnt die Freundschaft (denn Johann war zuvor unsicher, ob Ludwig wirklich zu ihm passt) (9)
- Johann erkennt in Ludwig einen „Freund gegen die Angst“ (35)
- das Zwillingsgelübde (47-49)
- die erste sexuelle Erfahrung mit Josefine (39-46)
- Johann nimmt Ludwigs Strafe auf sich, als sie beim Motorradfahren ohne Führerschein ertappt werden (69f)
- das Turmbauprojekt in Asien (78-80)
- Ludwig und Johann verbindet ein weiteres Geheimnis: Sie finden einen Toten, verstecken ihn für zwei Nächte und versenken ihn dann im Fluss (95-107)
- die Mutprobe auf Leben und Tod (107f)
- Der Motorradunfall.

(2) Der Einbruch der Gegenrealität
Obwohl Johann seine Freundschaft mit Ludwig sehr positiv beschreibt, gibt es zahlreiche Hinweise auf Brüche in ihrer Beziehung – Hinweise auf eine „Gegenrealität“, die Johann offenbar nicht sehen möchte. Welche sind das? Fassen Sie Ihre Ergebnisse in Listenform zusammen (mit Seitenangaben).

- Ludwig äussert sich grob und abfällig über Josefine. Er will nicht, dass Johann an sie denkt und blockt jedes Gespräch über Mädchen ab (51-53)
- Johann verschweigt Ludwig seine erste nächtliche Begegnung mit Vera (63f)
- Johann verrät nicht, dass er von Vera geträumt hat (67)
- Johann schläft mit Vera, verheimlicht dies aber gegenüber seinem Freund (73-76)
- Ludwigs Laune wird im Verlauf des Sommers (ohne nachvollziehbaren Grund) immer schlechter, möglicherweise wegen Johanns heimlicher Beziehung zu Vera? (80)
- Ludwig möchte nicht, dass Johann weiter bei seiner Mutter übernachtet. Er schlägt vor, dass er ab sofort nur noch bei ihm, in Ludwigs Zimmer, übernachtet (82) à Einengung!
- Vera und Johann treffen sich regelmässig, „eigentlich jede Nacht“ (84)
- Ludwig schlägt Vera brutal, als er sie auf dem Motorrad sitzen sieht (89f)
- Ludwig spricht immer weniger mit Johann (90f)
- Ludwig verwirft plötzlich die Idee des gemeinsamen Turmbaus (92)
- Ludwig isst extrem viel vor dem Ruderwettkampf, Johann hungert für beide (113-116)
- Johann will Ludwig während der letzten Motorradfahrt von Vera erzählen, wagt es dann aber doch nicht (126)
- Vera äussert den Verdacht, Ludwig habe den Unfall geplant: aus Rache, Eifersucht und um Johann für immer an sich zu binden.


à unterscheiden zwischen der unkritischen Darstellung und den verdrängten Brüchen


Die Geschichte der Freundschaft zwischen Johann und Ludwig ist verknüpft mit diversen Motiven und Figuren: der Brücke, dem Rudern, dem Motorrad, dem Turm in Asien, Josefine. Immer wieder redet Johann von Freundschaft generell und von der Freundschaft zu Ludwig. Beispiele: 

»Ein Freund war jemand, den man dreimal hintereinander anrufen konnte, eigentlich nach jedem Gedanken, nach jeder Fahrt um den Block mit dem Fahrrad. Nur ein Freund konnte einem ununterbrochen das Gefühl geben, da zu sein.« (15)

»Man braucht einen Freund gegen die Angst. Ludwig konnte mir gegen die schlimmste meiner Ängste helfen.« (35)

„Ich war von da an nur noch zum Schlafen zu Hause und auch das nicht immer. Fast jede wache Minute verbrachten wir miteinander, sahen fern, spielten dieselben Computerspiele, lasen Bücher gemeinsam, assen gleich viel von denselben Gerichten, erzählten uns jeden Gedanken, damit er auch zum Gedanken des anderen werden konnte.“ (49f)

»Er war ein fröhlicher Bursche. Nach zwei, drei Wochen fragte mich Ludwig, ob ich nicht auch finde, dass Marco zu einfältig sei, um zu uns zu passen. Ich konnte ihm nur Recht eben. Das war ja das Geniale zwischen uns beiden, dass wir die Dinge gleich und gleichzeitig empfanden. Meist war es Ludwig, der sie als Erster ausdrückte, weil er insgesamt mehr redete.« (59)

»Ich war mir sicher, dass Ludwig am Ende alles richtig verstanden hätte, aber ich sagte trotzdem nichts. Zu jener Zeit waren wir mit unserem Zwillingsprojekt so weit gekommen, dass man nicht mehr über alles Worte verlieren musste. Die wichtigen Dinge ahnten und wussten wir von voneinander.« (64f.)

Donnerstag, 12. November 2015

Freundschaft: Fragen, Kriterien, Auftrag


Was steckt hinter einer sehr guten Freundschaft?

denken Sie an Ihren besten Freund resp. Ihre beste Freundin

Vorschläge, Kriterien, Anleitung:

Beschreibe ihn oder sie äußerlich

Beschreibe seine Qualitäten und seine Schwächen

Was ist dir an ihm als erstes aufgefallen?

Was sagen andere über deinen Freund?

Hattet ihr mal schlimmen Streit?
Hat er dich mal enttäuscht?
Eine typische Aussage von ihm?
Eine typische Geste von ihm, ein typischer Blick?

Was habt ihr beide gemeinsam?
Worauf beruht diese Beziehung?
Kannst du mit ihm wirklich du sein? Bist du mit ihm authentisch oder spielst du eine Rolle?

Mittwoch, 11. November 2015

Zitate (II) und Diskussionsstoff

I. austauschen, philosophieren, erinnern 

Die folgenden Zitate könnte man als Beleg für die These nehmen, dass die Novelle mehr bietet als bloße Unterhaltung oder eine Geschichte. Es sind Stellen, die ein Thema anreißen und gleichzeitig etwas offen lassen. Sie zu überlesen, wäre schade, auch wenn man die Geschichte auch ohne sie verstehen würde.


1. Schweigen

»Ich bin mittlerweile in der Lage zu schweigen, was mir lange unmöglich war, weshalb ich dazu neigte, die intimsten oder dümmsten Geschichten zu erzählen, nur um etwas zu sagen.« (20)


2. Abschied von der Kindheit

»[…] und doch glaube ich, dass in jenem Sommer erste Zweifel aufkamen, ob der Hauptzweck im Leben das Spielen ist.« (24)
Abschied von der Kindheit mit 12 Jahren? haben Sie Ihren Abschied bewusst wahrgenommen? Wissen Sie noch, in welchem Zusammenhang das Ihnen bewusst wurde?


3. schön und hässlich

»Als Kind hat man nur für die Hässlichkeit ein ausgeprägtes Gefühl, nicht für Schönheit.« (26)
Stimmt das? Erinnern Sie sich an das eine oder das andere?


4. Mutproben

»Das ist zu gefährlich, sagte ich. […] Ich wusste, wie enttäuscht er war. Ich hatte viele Telefonnummern, sagte Ludwig nach eine Weile. Ich hab aber dich angerufen.« (27)
Erinnern Sie sich an vergleichbare Mutproben und die genauen Umstände?

a. Tauschen Sie sich dazu aus.
b. Schreiben Sie eine kleinen Text im Präsens zu einer konkreten Erinnerung, der das Vergangene jetzig erscheinen lässt, so als würde es gerade ereignen. Erfinden Sie dazu oder thematisieren Sie den Erinnerungsprozess im Stile eines reflektierenden Erzählers.


5. Namen

»Lisbeth klang für uns nach einem Leben, das sich nicht lohnte, klang nach Krankheit und Tod.« (34)
Haben Sie ähnliche Assoziationen mit gewissen Namen? Sind Sie zufrieden mit Ihrem eigenen Namen? Würden Sie sich einen anderen geben, wenn Sie könnten? Welche gefallen Ihnen und warum? Assoziieren Sie damit etwas, das Sie benennen können?


6. Beeindruckendes / Tod

»Niemals zuvor hatte mich etwas so beeindruckt wie jene selbstverständliche Geste, mit der er dem Mädchen die Augenlider schloss. […] Ich war in einem Alter, in dem der Tod die große Angst ist, aber nicht der eigene, der kommt einem unmöglich vor.« (34)

Hat Sie auch einmal jemand Gleichaltriges so beeindruckt? In welchem Zusammenhang?


7. Ihr Erstes Mal mit Josefine

»Ich kann nur sagen, dass es eine schöne Erfahrung ist, wenn man weiß, dass genau in diesem Moment in nächster Nähe der beste Freund etwas lang Ersehntes erreicht.« (41)
»Merkwürdigerweise wirkte er ernst. Er beachtete uns nicht, ging schweigend durch die Wohnküche und dann hinaus.« (44)
»Er kam nicht. Weit nach Mitternacht fuhr ich nach Hause.« (46)

Was ist passiert? Tauschen Sie sich über Ihre Vermutungen aus. Gibt es vielleicht weiter hinten im Text weitere Stellen, die Ihnen in diesem Zusammenhang aufschlussreich erscheinen?


8. Unsicherheit

»Jede neue Jacke, die ein anderer trug, warf die Frage auf, ob damit nicht alle anderen Jacken, die man selbst hatte, erledigt waren, ob man nicht sofort auch diese Jacke haben müsse.« (49)

Können Sie diese Regung nachvollziehen? Tauschen Sie Beispiele aus eigener Erfahrung aus.
Der gesamte obere Abschnitt auf S. 49 könnte herangezogen werden, sofern Sie in der Gruppe offen genug zueinander sein können :)


9. Gerüche

»[…] und dieser Geruch von Tränen, der ja kein schöner Geruch ist und trotzdem einer, den ich immer gern gerochen habe, außerdem Motorräder, ein Ölfass.« (63)


II. Der Erzähler Johann

»Seit vielen Jahren sind das übrigens oft Gedanken an Ludwig.« (21)

Freitag, 6. November 2015

Zweier ohne: Zitate



1. Das Zwillingsgelübde

„Aber diese verdammten Burschen sind Zwillinge, verstehst du, und wenn wir sie schlagen wollen, müssen wir auch Zwillinge sein. [...] Wir müssen immer das Gleiche tun, wir müssen immer das Gleiche wollen, wir müssen immer das Gleiche denken. Er schrie.“ (48)

„Ich hoffe, jedem ist klar, was es heisst, ein solches Angebot zu bekommen.“ (49)

„Ein Zwilling, so verstand ich Ludwig, ist einer, der einen nie erschüttert, weil das, was er tut und sagt und trägt, immer auch das Eigene ist.“ (49)

„Ich war von da an nur noch zum Schlafen zu Hause und auch das nicht immer. Fast jede wache Minute verbrachten wir miteinander, sahen fern, spielten dieselben Computerspiele, lasen Bücher gemeinsam, assen gleich viel von denselben Gerichten, erzählten uns jeden Gedanken, damit er auch zum Gedanken des anderen werden konnte.“ (49f)


2. Josefine

„Schliesslich legte Ludwig eine Hand voll Kondome auf den Tisch. Bist du bereit, fragte er. Natürlich war ich bereit, ich war eigentlich ständig bereit, obwohl ich mir das alles anders vorgestellt hatte. Aber Ludwig hatte natürlich Recht. Es stand ausser Frage, dass wir beide es mit demselben Mädchen erleben mussten und so zeitnah wie eben möglich.“ (40)

„Ich kann nur sagen, dass es eine schöne Erfahrung ist, wenn man weiss, dass genau in diesem Moment in nächster Nähe der beste Freund etwas lang Ersehntes erreicht.“ (41)

„Ich war so kurz davor, meine grösste Sehnsucht zu erfüllen, und jetzt brachte Vera alles durcheinander. Dann hörte ich oben die Tür, und Ludwig kam die Treppe hinunter. Merkwürdigerweise wirkte er ernst. Er beachtete uns nicht, ging schweigend durch die Wohnküche und dann hinaus.“ (44)

„Es ist Unruhe im Boot, zischte Ludwig, konzentrier dich. [...] Er hatte natürlich Recht.“ (51)


3. Marco

„Er war ein fröhlicher Bursche. Nach zwei, drei Wochen fragte mich Ludwig, ob ich nicht auch finde, dass Marco zu einfältig sei, um zu uns zu passen. Ich konnte ihm nur Recht geben. Das war ja das Geniale zwischen uns beiden, dass wir die Dinge gleich und gleichzeitig empfanden. Meist war es Ludwig, der sie als Erster ausdrückte, weil er insgesamt mehr redete.“ (59)


4. Vera


„Ich habe lange darüber nachgedacht, ob ich Ludwig von dieser Begegnung in der Werkstatt erzählen sollte. Es ist immer so schwierig zwischen Bruder und Schwester, und vielleicht wäre Ludwig zu einer Deutung gekommen, die ganz einfach falsch ist. [...] Ich war mir sicher, dass Ludwig am Ende alles richtig verstanden hätte, aber ich sagte trotzdem nichts. Zu jener Zeit waren wir mit unserem Zwillingsprojekt so weit gekommen, dass man nicht mehr über alles Worte verlieren musste. Die wichtigen Dinge ahnten und wussten wir von voneinander.“ (64f)