Freitag, 4. März 2016

Blind date: Over it?

Die Zugtüren öffneten sich. Zwei Typen stiegen ein und liefen an mir vorbei. Der mittlerweile abartig gewordene Geruch des One Million Parfüms schlug mir über die Nase, sodass ich die Augen verdrehen musste. Nun sassen die zwei auf den Vierersitz (die Füsse auf den Sitzen) und ich konnte sie gut observieren. Wie erwartet: Schipis. Ich hatte meine Musik lauter eingestellt, doch ein lautes "Amigo" unterbrach den Beat. Ich verdrehte wieder die Augen.
Die Durchsage: "Baden". Der Zug hielt an. Ich stieg aus und machte mich auf den Weg zum Theaterplatz. Jetzt nochmals alles abchecken: Parfüm-genug. (Sauvage von Dior. So teuer wie mein ganzes Taschengeld, aber es ist es wert.) Frisur-sass gut. Wie beim Gerald. Nur mit der Farbe war ich  nicht ganz zufrieden. Letzten Monat hatte ich die Haare blondiert und jetzt war die Farbe fast raus. Dabei war das eine sehr teure Angelegenheit gewesen. Neue Jeans, meine Lederjacke, super. Mundgeruch-auch gut. Listerine, ich mag dich.
Ich sah sie. Melissa. Wenn ich diesen Namen höre, muss ich an Ricola Bonbons denken. Die mit dem Zitronenmelisse-Geschmack. Ich mag sie überhaupt nicht. 
Sie bemerkte mich und lief in meine Richtung. Wir begrüssten uns mit einer Umarmung. Wir lächeltn uns gegenseitig an. 
Sie war nicht hässlich. Gesprächig auch nicht. Äusserlich ganz das Gegenteil im Vergleich zu meiner Ex. Aber hässlich war sie nicht. 
Danach gingen wir durch die Altstadt auf die Ruinen. Sie ging die Treppen hinauf. Ich war hinter ihr und schätzte ihren Po ein. Eine Perle! Total booty, es gefiel mir. 
Wir sind oben angekommen und genossen die Aussicht auf die 5400 City. Dabei zogen wir an dem- von mir vorher gewickelten- Joint. Es war sicher nicht ihr erstes Mal, denn sie stellte die Frage ob es sich um Silver Haze gehandelt habe. Drinnen war tatsächlich Silver Haze! Meine Ex hat nie Weed geraucht. Sie war eine Streberin. 
Einigermassen high,  kehrten wir in die Stadt zurück. Zudem beschlossen unsere Magen in McDonald's zu gehen. Wir nahmen unsere Bestellung und setzten uns an einem Tisch am Fenster. Gleich wollte ich ein paar Andeutungen für den Rest des Abends machen.  Ich hatte nämlich wirklich Lust darauf, Melissa flachzulegen. Gaudi muss doch sein. In dem Moment, als ich ihre Aufmerksamkeit durch ein "hey"gewinnen und ihr dies wahrscheinlich durch einen zweideutigen Witz ankündigen wollte, gewann etwas ganz Anderes meine ganze Achtsamkeit! Der Flash verschwand im gleichen Moment und ich fühlte meine Beine kaum noch. Es war meine Ex und ein Typ, die eintraten und Händchen hielten. Ich machte grosse Augen! Sie wurde ja noch dünner! Jetzt hat sie noch kleinere Titties und noch kleineren Booty. Sie hat die Haare schulterlang  geschnitten. Ich dachte, dass jede Frau mit kurzen Haaren unattraktiv aussieht. Aber meine Ex strahlte... Damn! Sie lachte und sah so glücklich aus. Ich war von ihrem Lächeln tangiert. Denn dieses Lächeln kannte ich nicht.  Es war neu. Zu viel Liebe an einem Ort. Ich fühlte mich verarscht.  Ich wartete bis sie an der Kasse waren und rannte hinaus, ohne an Melissa zu denken. Ich rannte zum Bahnhof und nahm irgendeinen Zug. Ich wollte nur weg! Nach zwei Minuten beruhigte ich mich ein bisschen und realisierte, dass der Zug nach Waldshut fuhr. Ich fuhr hin und zurück und nach Basel und nach Bern und zurück nach Hause. Ich legte mich ganz ruhig in mein Bett hin. Mein Kopf auf dem Kissen. Im Laufe der Nacht wurde es nass. Ich weinte lange und leise.Ich fühlte mich so schwach. Kurz vor dem Morgengrauen schlief ich ein.
Am nächsten Tag begleiteten mich meine angeschwollenen Augenlider in die Küche. Dort sah ich eine Packung Ricola-Bonbons mit Zitronenmelisse-Geschmack und erinnerte mich an Melissa! 



4 Kommentare:

  1. Sehr guter, lustiger Text:) Die Imitation des Schreibstils ist dir sehr gut gelungen. Unbedingt eine Fortsetzung!!! :D

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  2. Danke für Deine Rückmeldung! Es freut mich, dass es Dir gefallen hat. :)
    Was die Fortsetzung betrifft, kann ich im Moment nichts Grosses versprechen. Immerhin wissen wir, dass Dostojewskis Romane ursprünglich auch nur kurze Geschichten waren.

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  3. Damn Angie guter Text sehr lustig aber mein Text war besser :)

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  4. Sehr cool, dieser sound. Ein powerfulles Experiment. Kreativ, authentisch (I guess), voller Überraschungen und schön frech. Eau sauvage: nicht schlecht, aber bitte extrême. Könnten wir uns mal im Unterricht reinziehen. Also nicht das eau. Please.

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