Es riecht nach Kaffee. Das ist
üblich so in einem Café, denke ich. Im Hintergrund arbeitet die Kaffeemaschine.
Ich mag Kaffee nicht. Vor mir steht eine Tasse Tee. Mein Tisch ist am Fenster,
so kann ich schauen wann er kommt. Meine beste Freundin kennt ihn. Sie hat ihn
vor ein paar Wochen an einem Konzert kennen gelernt. In ihren Worten passen wir
zusammen „Wie die Faust aufs Auge“. Ich kenne nur seinen Namen. Jan.
Ich war erst einmal auf einem
Blind Date. Vor 2 Jahren. Ich hatte den Typen im Internet kennengelernt. Wir
gingen in ein indisches Restaurant. Ich sah den Typen nur einmal und dann nie
wieder. Ich war nicht traurig. Er war nicht mein Typ. Ich hoffe Jan ist mein
Typ.
Es laufen nur wenige Menschen am
Fenster vorbei. Bei jedem Mann der vorbei läuft horche ich auf. Ich bin nervös.
Nicht wie vor einer Mathematikprüfung, eben anders. Ich schaue auf die Uhr. Es
ist fast halb vier. Der Mann, der Tisch am neben mir gesessen hatte, ist
mittlerweile gegangen. Auf seinem Tisch steht ein Teller mit den Überbleibseln eines
Streuselkuchens.
Die Tür geht auf. Ein Mann
betritt das Café. Er trägt eine braune Lederjacke und eine Sonnenbrille. Was
mich wundert, denn die Sonne scheint gar nicht. Seine kurzen braunen Haare sind
nicht speziell frisiert und auch sonst hat er nichts Auffälliges an sich. Er
kommt in meine Richtung. Ich zögere erst, stehe dann aber langsam auf.
Nach einer kurzen Begrüssung
setzen wir uns hin. Stille. Hin und wieder ein missglückter Versuch eine
Unterhaltung zu beginnen. Wieder Stille. Irgendwann klappt es dann doch mit dem
Reden.
Immer während er etwas erzählt
mustere ich ihn unauffällig. Er hat schöne rehbraune Augen. Sein Parfum gefällt
mir, was nicht immer der Fall ist bei einem Mann. Ich kann mich nicht mehr an
das Parfum meines ersten Blind Dates erinnern. Hatte er überhaupt Parfum
benutzt? Keine Ahnung.
Unter der Lederjacke trägt Jan
ein weisses Shirt und eine verwaschene Jeans. Alles in allem sieht er sehr
gepflegt aus.
Ich schaue wieder auf die Uhr.
17 Uhr. Reflexartig kontrolliert er seine Uhr auch. Er fragt ob ich noch einen
kleinen Spaziergang machen möchte. Ich willige ein, trotz der anfänglichen
Schwierigkeiten. Ich bin neugierig. Wir teilen uns die Rechnung und verlassen
das Café. Draussen riecht es nach Zigaretten und Abgasen. Es dämmert bereits.
Wir liefen durch einen Park. Das erinnert mich an die Spaziergänge die ich hier
früher immer mit meinen Eltern gemacht habe. Wir gingen abends eine Bratwurst
essen. Schaufenster bummeln. Und Tradition war es im Süsswarenladen einen Halt
zu machen. Mit vollen Mägen und Süssigkeiten sahen wir uns dann den
Sonnenuntergang im Park an.
Es sind schöne Erinnerungen.
Wärme. Ich spürte die Wärme eines Menschen. Natürlich, denn einer läuft neben
mir! Aber es ist als ob ich mich in Jans Nähe unwillkürlich wohl fühle, nachdem
wir das Eis gebrochen haben. Wir setzten uns auf eine Parkbank. Er erzählt von
seinem letzten Urlaub in Australien. Er kann tatsächlich surfen. Das ist
interessant. Er fragt mich ob ich Sport treibe. Ich antworte, die einzige
Sportart die ich beherrsche ist die Sportart des
Verschlafens-und-den-Zug-trotzdem-nicht-verpassens. Darin bin ich die
Spitzenreiterin. Er lacht. Ich lache auch. Die Sonne geht hinter dem Park unter
und taucht den Himmel in alle möglichen Rottöne. Wir betrachten ihn
stillschweigend.
Gute Imitation des Schreibstils. :)
AntwortenLöschenBeim Lesen habe ich den Eindruck bekommen, dass du den Schwerpunkt bei der Beschreibung gelegt hast. Das gefällt mir insofern, weil es ein sinnliches Beschreiben ist.
Lustiger Anfang, das mit dem Kaffee. Auch der Schluss gefällt mir sehr gut, weil er schräg und gleichzeitig romantisch wirkt: Dass Jan surfen kann, findet sie "interessant", obwohl sie selbst unsportlich ist. Dieser Kontrast birgt eine gewisse Komik. Dann das gemeinsame Lachen und die vielen Rottöne, die sie schweigend betrachten. Sehr romantisch – und ein offenes Ende.
AntwortenLöschenEtwas Sprachliches: "stillschweigend" kann man nicht adverbial verwenden, hier würde "schweigend" genügen – "Stillschweigen" existiert im übertragenen Sinn in Wendungen wie "Stillschweigen bewahren" oder "stillschweigend hinnehmen".
Etwas ungeschickt finde ich die erste Begegnung. Die ersten Sätze, die die beiden austauschen (!) werden dem Leser einfach vorenthalten, dabei gehen die doch einher mit dem ersten Eindruck. Die zusammenfassende Bemerkung, dass es erst nicht klappt und dann doch, kann die Schilderung nicht ersetzen.
Gut wiederum gefallen mir die Wahrnehmung des Parfums und ihre Erinnerung an die Spaziergänge mit den Eltern. Eine einleuchtende Assoziation, obwohl die Eltern in solch einer Situation nichts verloren haben :)