Dienstag, 17. November 2015

Freundschaft

Immer öfters wird mir bewusst, wie viele „Scheinfreundschaften“ es gibt.  Wie viel Glück ich haben muss, solche Freunde zu haben. ECHTE Freunde. Ich frage mich: Wie habe ich das nur verdient? Freunde, die mich unangekündigt besuchen kommen, wenn ich krank bin, und Kekse mitbringen. Freunde, die ich anschreien kann, ohne dass sie es mir übel nehmen. Freunde, denen ich alles in meinem Leben detailliert schildern kann, ohne mich schämen zu müssen. Freunde, die im Sommer mit mir sieben Stunden am Fluss liegen, ohne sich mehr als drei Mal zu drehen. Freunde, die mir immer die Wahrheit sagen, selbst wenn es weh tut. Wir können uns treffen und uns anschweigen, doch es ist keins dieser erdrückenden, unangenehmen Schweigen, man ist einfach nur gerade zu faul, etwas zu sagen. Vielleicht ist das auch so, weil wir inzwischen unsere Gedanken lesen können. Sie würden mit mir durchs Feuer gehen, hassen dieselben Leute wie ich und wenn jemand mich verletzt, kann ich davon ausgehen, dass sie ihn umbringen werden. Manchmal sprechen wir gleichzeitig dieselben Dinge aus, weil wir einfach gleich sind, gleich denken. Lachen über Dinge, die kein anderer Mensch lustig findet, überhaupt lache ich die ganze Zeit mit ihnen. Vielleicht bin ich doch nicht so unsportlich, einfach nur wegen des Bauchmuskeltrainings, dass ich mache, wenn ich so viel lache. 
Ich habe drei beste Freundinnen. Drei Freundinnen, die genauso sind wie ich und doch einzigartig und verschieden. Die eine würde am liebsten in den 90ern leben, die andere liebt es barfuss zu laufen und zu meditieren und die dritte ist die schlagfertigste und taffste Person, die ich kenne. Sie schimpfen mit mir / tadeln mich / reden mir ins Gewissen / nehmen sich mich zur Brust (schreien mich an), wenn ich Komplexe habe und bauen mich auf, wenn ich am Boden bin. Nicht jeder hat solche Freunde. Und für mich sind sie Familie. 

2 Kommentare:

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  2. Ich finde es interessant, dass sie gerade drei Freundinnen im Paket beschreiben. Schön, wie Sie jeder einzelnen am Schluss in wenigen Worten zu einem Profil verhelfen. Besonders in Erinnerung bleiben konkrete Beispiele oder Bilder wie die von dem Liegemarathon am Fluss und den Keksen (der Überraschungsbesuch hat in Zeiten von WhatsApp eben nochmal an Exklusivität dazugewonnen). Die Qualität von guten Beispielen liegt wohl darin, dass konkrete Inhalte (hier: Situationen) mehr Wirkung haben als bloße Beschreibungen – sie sind im Grunde gleichzeitig Aussage und Beweis. Lustig finde ich, wie Sie lapidar und ironisch anmerken, dass Ihre Freundinnen für Sie andere umbringen würden. Interessieren würde mich, ob es auch Reibeflächen gibt: Sie deuten an, dass es manchmal wehtut, aber angesichts der Menge an Lob geht das etwas unter, dabei könnten Konflikte und Spannungen sehr aufschlussreich sein.

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