Tagebucheintrag: Ludwigs unkontrolliertes Essverhalten vor der
Ruderregatta
Essen, essen, essen, essen! Endlich fühle ich mich wieder stark. Heute beim Griechen habe ich seit langem wieder mal so richtig
zugeschlagen. Es war echt richtig lecker. Und auch die Pfannkuchen von meinem
Vater. Man muss das Leben schliesslich geniessen, wenn man noch die Gelegenheit
dazu hat. Dieses ständige Kalorienzählen ist doch echt krank. Und es macht
einen auch krank. Du kannst dir gar nicht vorstellen wie unerträglich es ist,
nie so viel essen zu dürfen wie man will. Von Tag zu Tag wurde ich schlapper,
von Woche zu Woche lustloser.
Und Johann konnte einfach reinhauen. Das ist doch ungerecht.
Er hat echt ein super Leben, nur ich habe die Arschkarte gezogen. Mich will
niemand. Auch Johann nicht mehr. Klar wir haben viel gemeinsam erlebt, wir waren Zwillinge. Mit ihm
bin ich vom Kind zum Mann geworden. Aber als Mann tauge ich nicht. Und auch als
Zwilling nicht. Jedenfalls nicht als Zwilling von Johann. Er ist zu perfekt. Ob
ich ein Strich in der Landschaft bin, weil ich nicht essen darf, was ich will, oder
fett um die Knochen habe, macht da auch keinen grossen Unterschied. Aber das
ist jetzt vorbei. Von nun an esse ich, was ich will, wann ich will und wie viel ich will. Gegen die echten Zwillinge haben wir an der Regatta so oder so keine Chance. Was
bringt es da noch, auf Diät zu sein, bis ich dem Hungertod zum Opfer falle. Da
sterbe ich lieber auch eine andere Art.
Sie beschreiben sehr gut, wie anstrengend die Diät für Ludwig ist und geben ihm ein plausibles Motiv: er hat resigniert und beneidet Johann. In seine düsteren Pläne weiht er ihn natürlich nicht ein, was einen dunklen Schatten auf ihn legt – aber auch Fragen aufwirft: Was für ein Freund ist Ludwig, dass er zu Johann so wenig Vertrauen hat? Ist das wegen Vera?
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