Letzten Abend wollte ich auf die Brücke. Es war dunkel und ruhig. Ich wusste nicht genau, was mein Plan war, besser gesagt, ich hatte keinen. Johann war nicht begeistert. Deshalb stieg ich auf den Zaun - ich wollte ihm etwas zeigen, beweisen. Ich fokussierte mich auf ein Licht, um nicht herunterzufallen. Dann plötzlich fragte ich ihn, ob er auch springen würde. Er sah sehr bestürzt aus. Aber ich wollte es wissen, es war die einzige Möglichkeit, wir mussten einfach dasselbe fühlen. Auf einmal wurde mir heiss und ich drängte ihn zu einer Anwort: entweder er will es oder nicht. Ich spring hinunter und schrie ihn an. (?) In mir kochte alles, wieso konnte er das nicht verstehen? Alles musste ich ihm klar machen. Dann begriff Johann, er sagte mir, dass er das auch wolle. Jetzt, nach unserem Gelübde soll es anders sein als vorher, wir werden noch mehr Zeit miteinander verbringen, gegen die Potsdamer Zwillingbrüder gewinnen. Jetzt werden wir uns näher kommen.
Vortragsreihe
Gruppenlektüre: Literatur aus den letzten fünf Jahren
Geiger, Lüscher, Zeh, Melle, Erpenbeck, Kracht, Bärfuss
Mittwoch, 11. November 2015
Tagebucheintrag von Ludwig: Das Zwillingsgelübde
Wie konnte das passieren (wir dazu führen), dass wir verlieren? Zwei Mal. Die beiden verdammten Brüder: Zwillinge, dazu noch eineiige. Keine Chance gegen sie (≠ mit ihnen) zu gewinnen. Da kam mir der Gedanke, dass Johann und ich richtige Zwillinge werden müssten. Die (alles) das Gleiche machen, die gleichen Gedanken haben.
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Interessant finde ich Ihre Idee, dass Ludwig keinen Plan hatte, einfach mal zur Brücke hochstieg, in der vagen Absicht, Johann auf die Probe zu stellen. Seine Verzweiflung, dass Johann nicht alles so ohne weiteres verstand wie Ludwig sie beide haben wollte, wird auch deutlich. Ich habe mir erlaubt, einige Korrekturen vorzunehmen. Der Satz mit "und schrie ihn an" geht so irgendwie nicht auf.
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