Tagebucheintrag von Ludwig: Das Zwillingsgelübde

Johann und ich werden jetzt Zwillinge. Wir müssen das tun, sonst haben wir keine Chance gegen die Potsdamer Zwillinge zu gewinnen. 

Gestern haben wir beide Rennen gegen sie verloren, obwohl wir jetzt schon fast die gleichen Fähigkeiten besitzen, und gleich schwer sind. Bei den Zwillingen war es perfekt, sie bewegten sich als eins und mussten ihre Gedanken nicht lesen, weil sie wussten, dass der andere dasselbe dachte. 

Da ist mir die Idee gekommen. Am Abend nach dem Essen bin ich mit Johann auf die Brücke gegangen, ich musste ihm beweisen, dass es nötig ist, dass wir genau gleich werden. Genau gleich, wie Zwillinge.

Ich glaube er hat an diesem Abend verstanden, dass wir das Gleiche tun, wollen und denken müssen. Die Zeit als wir Freunde waren war sehr schön, doch diese, in welcher wir uns zu Brüdern entwickeln werden, wird noch besser, das weiss ich.

Es ist für uns eine schwierige Aufgabe, denn wir wurden nicht als Zwillinge geboren, also müssen wir jetzt auf unsere Art gleich werden.  Wir müssen alles zusammen machen, die gleichen Spiele spielen, Gerichte essen, Bücher lesen, und das Wichtigste: Wir müssen einander alles erzählen, was wir denken. Nur so können wir irgendwann die gleichen Gedanken teilen.

Unsere Bindung muss so stark sein, dass niemand dazu fähig ist, sie auf irgendeine Art zu zerstören. Kurz gesagt: Wir müssen als eine Person leben. Und wenn das nicht mehr möglich ist, dann muss es auch ausser Frage stehen, dass wir als eine Person sterben. Wir müssen zusammen diese Welt verlassen, denn sonst verbleibt nur eine unserer Hälften auf der Erde, was nicht möglich ist.